Sportliche Megaevents in der Diskussion – unsere Interviews : Dietrich Wersich

Interview mit Dietrich Wersich, ehem. Vize-Bürgermeister von Hamburg (CDU)
( von Bruno Eisenbeiß und Niko Kelava vom 3.Mai. 2016)

 

Dietrich Wersich (52) ist deutscher Politiker bei der CDU. Er ist ehemaliger Fraktionsvorsitzender der CDU-Hamburg und war stellvertretender Bürgermeister.

Er hat sich sehr für die Olympischen Spiele 2024 in Hamburg engagiert.

 

Welche Vorteile hätten  die Olympischen Spiele für Hamburg gehabt?

Die Olympischen Spiele sind das größte Sportereignis der Welt. Es kommen junge Sportler aus der ganzen Welt, die häufig zur Elite ihres Landes gehören. Das ist für Hamburg eine riesige Chance sich als Stadt zu präsentieren. Die Leute die herkommen lernen die Stadt kennen und den Ruf dieser Stadt in die Welt tragen.

Der Olympische Geist. Es steht der friedliche Wettkampf der Völker im Vordergrund was in Zeiten der Globalisierung immer wichtiger wird. Der Austausch der Nationen und das Aufeinander treffen ist sehr wertvoll im Angesicht der derzeitigen Kriege und Konflikte in der Welt.

Eine Stadt erhält durch die Spiele starke Impulse. In Hamburg würde ein völlig neuer Stadtteil im Hafengebiet entstehen, welcher davor ungenutzt war. Diese Impulse tun Gutes für Wirtschaft, Tourismus und Wissenschaft. Die Stadt wird dadurch bekannter und attraktiver.

Lohnt es sich die Risiken für Wirtschaft und Umwelt für die Spiele aufzunehmen?

Generell sind Sommerspiele weitaus umweltschonender als Winterspiele, da sie ausschließlich in der Stadt stattfinden und so keine Eingriffe in die Natur erfordern.

Die Kosten für Neuinvestitionen sind vergleichsweise überschaubar und der Breiten- sowie Schulsport profitieren ebenfalls davon. Ich glaube, dass das Geld das man in die Olympischen Spiele stecken würde gut investierte und langfristige Investitionen sind.

Wie würden die Sportanlagen in der Zukunft weiter genutzt werden?

Es ist ganz wichtig, dass keine Bauten errichtet werden, die später nicht weiter genutzt werden. In Hamburg war vorgesehen, dass eine Halle ein Kreuzfahrtzentrum wird, das Olympische Dorf für Wohnungen genutzt wird und diverse Sportstätten als Veranstaltungsorten für Konzerte werden.

Welche Mittel hat die CDU-Hamburg genutzt um für Olympia zu werben?

Wir haben auf sehr vielen verschiedenen Eben geworben. Es gab Veranstaltungen, Kampagnen im Internet, und Plakate. Zudem hat jeder Bürger der abgestimmt hat ein Heft bekommen in dem Pro sowie Kontra Argumente ausgelistet wurden, um die Leute über die Sachverhalte zu informieren.

Wieso haben sich die Hamburger gegen Olympia entschieden?

Es wurde den Bürgern Angst gemacht. Vor Kosten, Sicherheit. Umweltaspekte haben hier jedoch keine wirkliche Rolle gespielt. Es gibt sicherlich auch viele Menschen die sich gefragt haben, was sie selber davon haben, dass die Olympischen Spiele in Hamburg statt finden. Sie haben aus persönlicher Sicht entschieden und nicht aus Gesamtstädtischer. Ein weitere Grund könnte sein, dass viele Menschen von den jüngsten Anschlägen wie Paris und Brüssel abgeschreckt sind.

Wieso gab es Probleme mit der bei der Finanzierung mit dem Staat?

Hamburg hatte eine Kalkulation der Finanzierung  die wohl sehr genau war. Doch vor dem Bürgerentscheid kam es aus Zeitgründen zu keiner genauen Vereinbarung mit dem Bund. Das hat zu Diskussionen geführt, ob das Finanzkonzept auch gut finanzierbar ist. Kritiker behaupten zudem, dass Olympia dazu genutzt werden sollte langfristige und teure Projekte vom Staat finanzieren zu lassen.

Wie werden die Pläne für die Stadtentwicklung nach der Olympia-Absage weitergeführt?

Leider werden nur wenige dieser Ideen weitergeführt. In Hamburg verschiebt sich das Hafengebiet immer mehr in Richtung Elbmündung, sodass mehr Platz für Wohngebiete frei werden würde. Ich denke, dass Hamburg in der Entwicklung dieser Gebiete sehr viel Zeit verliert. Mit dem Zeitdruck durch Olympia würden solche Projekte viel schneller realisiert werden.

Wird Hamburg sich je wieder für Olympia oder ein derartiges Großevent bewerben?

Das ist im Moment schwierig zu sagen. Wenn man mit so viel Elan für ein Projekt gestartet ist und dann doch scheitert, ist das natürlich sehr frustrierend. Es war eine einmalige Chance, doch wenn es die Bürger selber gar nicht wollen, fragt man sich natürlich ob die Stadt solche Anstrengungen nochmal auf sie nehmen will und kann.

 

Bildquelle: http://www.cduhamburgnord.de/1_2_Archiv.html

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