Sportliche Megaevents in der Diskussion – unsere Interviews : Athlet Denis Söter

Interview mit dem Athleten Denis Söter, der in Rio im Vorfeld der Olympischen Spiele trainiert hat

(von Lea Brehme, Juni 2016)

Porträtfotos DKV am 1. Mai 2015 im BLZ Augsburg


Was hältst Du von den Olympischen Spielen allgemein?

Die Olympischen Spiele haben eine herausragende Bedeutung nicht nur für jeden Spitzensportler, sondern vielmehr auch für alle Sporttreibenden und Sportbegeisterten auf dieser Welt.

Die Olympischen Spiele fußen auf dem Gedanken des Olympismus. Der Olympismus ist eine Lebensphilosophie, in der der Sport im Dienste der Menschheit steht. Er beruht auf den Wechselwirkungen zwischen den Leistungen von Körper, Wille und Geist und versucht Sport, Kultur und Erziehung zu vereinen. Aus diesem Ideal lassen sich viele weitere Werte ableiten wie Höchstleistung, Freundschaft und Respekt, die allesamt nicht nur auf dem Sportplatz gefordert, sondern auch im Leben entscheidend sind.

Grundsätzlich halte ich die Olympischen Spiele für unglaublich wichtig für unsere Gesellschaft, da sie versuchen Menschen aller Nationen in Frieden und ohne Einfluss von Politik und Wirtschaft, zusammenzubringen. Gleichwohl muss gesagt werden, dass der Kommerz auch bei den Olympischen Spielen immer mehr in den Mittelpunkt rückt, was ich sehr schade finde.

 

Wie problematisch, denkst Du, ist die Kriminalität in Rio de Janeiro für die Olympiade?

Die Kriminalität in Brasilien ist bekanntlich sehr hoch, was natürlich zu Problemen während der Spiele führen kann. Ich glaube jedoch nicht, dass die Kriminalität ausgehend von Einheimischen eine allzu große Gefahr darstellt, auch wenn viele Wettkampfstätten, wie auch die des Kanu-Slaloms, relativ weit außerhalb von Rio de Janeiro liegen und dort die Armut und Kriminalität wahrscheinlich stärker ausgeprägt ist. Vielmehr halte ich die andauernde Terrorbewegungen und Anschläge für eine wesentlich größere Gefahr.

 

Du hast schon viel mit Olympia zu tun gehabt. Was ist das Tolle an so einer Weltmeisterschaft?

Im Kanu-Slalom gibt es bei Olympischen Spielen grundsätzlich nur einen Startplatz pro Disziplin (4 Disziplinen gibt es), bei Weltmeisterschaften hingegen drei Startplätze. Folglich ist es in unserer Sportart wesentlich schwieriger Weltmeister zu werden also eine Goldmedaille bei Olympischen Spielen gewinnen.

Der wesentliche Unterschied liegt meiner Meinung nach bei der medialen Präsenz und der Größe der Veranstaltung, was vor allem psychische Auswirkungen im Voraus und gerade während des Rennens bzw. Wettkampfes hat. Ein weiterer Unterschied liegt natürlich in der Tatsache, dass bei einer Weltmeisterschaft lediglich Sportler der eigenen Sportart vertreten sind, was selbstverständlich nicht die unbeschreibliche Atmosphäre erzeugen kann, die bei Olympischen Spielen durch die verschiedensten Sportler jeglicher Sportarten und Ländern entsteht. 

 

Wenn die Olympischen Spiele wieder in Deutschland ausgetragen werden sollen, würdest du dafür oder dagegen stimmen und warum?

Selbstverständlich würde ich dafür stimmen. Die Gründe dafür sind simple: Es ist immer ein unglaubliches Gefühl vor heimischen Publikum aufzutreten. Gleichwohl sind die Organisation und die Kosten von Olympischen Spielen heutzutage immense und nicht zu unterschätzen und fallen größtenteils dem Austragungsland zu Lasten. Selbst die Erfüllung Bewerbungsauflagen bzw. die Bewerbung an sich bringen einen riesen Kostenpunkt mit sich. Dass die Gesellschaft nicht überwiegend dafür ist, kann ich allerdings in gewisser Weise nachvollziehen, bin aber über die geplatzte Hamburg Bewerbung auch enttäuscht gewesen.

 

Welche negativen Seiten hat dieses Event in Bezug auf den Sport?

Negative Seiten gibt es wahrscheinlich mehr als wir uns vorstellen können. Von Korruption bei der Bewerbung über Ausbeutung bzw. Zwangsverlagerung der einheimischen Bevölkerung bis hin zu Doping auf der Athletenseite.

Die zunehmende Kommerzialisierung der Olympischen Spiele, obwohl dies lange Zeit versucht worden ist zu verhindern und den Sport ausnahmsweise in den Fokus zu rücken, hat trotz aller Bemühungen oftmals fehlgeschlagen. Zur Folge hat dies, dass sich schon nicht alle Nationen eine Bewerbung und schon gar nicht eine Durchführung  von Olympischen Spielen leisten können. Auf Sportlerseite wird in vielen Randsportarten mit Olympischen Medaillen das größte Geld von Sponsoren abgeschöpft, was natürlich bei einigen Athleten zu grenzwertigen und grenzüberschreitenden Methoden der Leistungssteigerung führen kann. Auf Austragungsseite möchte die austragende Nation selbstverständlich vor der Welt im besten Licht stehen und scheut nicht davor ganze Dörfer oder Ökosysteme für den Bau von Verbindungsstrecken oder Sportstätten zu zerstören (Bsp. Sotchi 2014).

 

Bildquelle: http://www.teamkanuslalom.de/index.php/c1m-u23/78-dennis-soeter

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